Qualifizierung bei Restrukturierungen
Geförderte Weiterbildung in Zeiten der Digitalisierung
Der digitale und demografische Strukturwandel hat erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, der von einer hohen Nachfrage nach (anders) qualifizierten Arbeitskräften geprägt ist. Bestimmte Jobprofile werden erforderlich, andere fallen weg.
In Unternehmen führt dies im Rahmen von Restrukturierungen zum Personalabbau von „alten“, nicht mehr benötigten Tätigkeiten und zum Aufbau neuer Arbeitsplätze mit neuen Jobprofilen. Werden diese durch die Digitalisierung des Wirtschaftslebens geschaffen, gibt es dafür staatliche Förderungen (vgl. § 82 SGB II; Qualifizierungschancengesetz vom 1. Januar 2019 mit weiten Fördermöglichkeiten während der Kurzarbeit seit dem 1. Januar 2021).
Was sind die Voraussetzungen für eine Förderung nach dem Qualifizierungschancengesetz?
Fördervoraussetzungen sind:
- Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten
- Über arbeitsbezogene kurzfristige Anpassungsfortbildungen hinaus
- Keine gesetzlich vorgegebene Weiterbildung
- Berufsabschluss liegt mind. 4 Jahre zurück
- Maßnahme darf nicht vom Betrieb selbst durchgeführt werden und muss mindestens einen Umfang von 120 Stunden haben.
Einen Überblick über das Kursangebot gibt es bspw. https://kursnet-finden.arbeitsagentur.de/kurs/
Die Förderung soll die Finanzierung auf Arbeitgeberseite erleichtern und stellt eine Beteiligung an Weiterbildungskosten und an den Lohnfortzahlungskosten (Arbeitsentgeltzuschuss, § 82 Abs. 3 SGB III) dar. Die Übernahme etwa der Lehrgangskosten setzt die Beteiligung der Arbeitgeberseite voraus und ist gestaffelt je nach Größe des Unternehmens (z.B. 50 % bei Unternehmen von mindestens 10 bis weniger als 250 Beschäftigten; vgl. § 82 Abs. 2 SGB III).
Der Beschäftigte kann den Antrag selbst bei der örtlichen Agentur für Arbeit stellen. Seit dem 1. Januar 2021 gibt es die Möglichkeit, dass der Arbeitsgeber aber auch selbst einen Sammelantrag stellen kann, sollten mehrere Beschäftigte seines Unternehmens an derselben Weiterbildung teilnehmen. Dies ist in diesem Fall ratsam.
Praxis Hinweis
In der Praxis kommt es derzeit einerseits zum Personalabbau von „alten“ Arbeitsplätzen und anderseits zum gleichzeitigem Personalaufbau von anders qualifizierten, neuen Arbeitsplätzen. Die Qualifizierung kann ein wesentlicher Bestandteil einer Restrukturierung sein. Fördermittel gilt es dabei auszunutzen.
Besteht ein Betriebsrat, kann beides im Rahmen des Qualifizierungs-Interessenausgleichs/Sozialplans geregelt werden. Gerade die Einbindung des Betriebsrats erhöht die Akzeptanz bei der Belegschaft und erfüllt seine Mitbestimmungsrechte (etwa aus §§ 111 ff. und 96 ff. BetrVG).
Durch Umschulungs- und Fortbildungsmaßnahmen kann so die Beschäftigung von Teilen der Belegschaft gesichert werden.
